Was ist der Nutri-Score und wie hilft er Dir bei Deinem nächsten Einkauf?

Dir knurrt der Magen und Du gehst durch die Gänge eines Supermarkts auf der Suche nach einem Snack auf die Hand. Du stehst vor dem Kühlregal und siehst Salate, Joghurt mit Müsli, Sushi, fertige Sandwiches, irgendein Ding mit Reis und viele weitere Produkte, die Dich mal mehr und mal weniger anlachen. Dir gefällt das Sushi, aber leider liegen da wieder so viele verschiedene Sorten und die Entscheidung fällt immer noch schwer. Und spätestens jetzt kann Dir der Nutri-Score helfen. Doch worum handelt es sich bei diesem frontalen Verpackungsaufdruck eigentlich und wie kommt es, dass sich beispielsweise der Nutri-Score bei verschiedenen Sushis unterscheiden kann? In diesem Beitrag klären wir auf, was hinter dem Zeichen mit den Ampelfarben und Buchstaben steckt. Danach zeigen wir Dir anhand von zwei Beispielen, wie Du das Symbol bestmöglich nutzen kannst und Du bekommst abschließend Hinweise dazu, wo der Nutri-Score begrenzt ist und wofür er kritisiert wird.

Was ist der Nutri-Score?

Bestimmt ist Dir im Supermarkt schon aufgefallen, dass inzwischen auf vielen verpackten Produkten dieses kleine ampelfarbene Symbol mit den Buchstaben A bis E aufgedruckt wird. Und irgendwie kannst Du Dir auch denken, dass ein grünes A irgendetwas gutes sein soll und ein rotes E eher weniger. Doch damit Du den Nutri-Score bei Deinem nächsten Einkauf richtig verwenden kannst, ist es wichtig, dass Du verstehst, wie er funktioniert. Denn hinter dem kleinen Symbol steckt ein Algorithmus, der die Nährwerte und Inhaltsstoffe der Produkte bewertet und sie in „günstige“ und „ungünstige“ Kategorien sortiert. Somit bekommst Du auf einen Blick Informationen über die Nährwerte von verpackten Lebensmitteln, ohne erst die Nährwerttabelle studieren zu müssen.

Als günstig bewertet der Nutri-Score Ballaststoffe, Proteine, Obst-, Gemüse-, Hülsenfrüchte- und Nussanteile sowie bestimmte Pflanzenöle. Ungünstig bewertet werden Salz, Zucker, gesättigte Fettsäuren und ein hoher Energiegehalt. Die Punkte werden zusammengerechnet und gegeneinander aufgewogen, wodurch das entsprechende Produkt in die fünf Stufen von dunkelgrün (A) bis rot (E) eingeordnet werden kann. Die Ampelfarben helfen Dir bei der Orientierung: grün = mehr günstige Punkte, rot = mehr ungünstige Punkte.

Dabei werden die Inhaltsstoffe pro 100g bzw. 100ml bewertet und die jeweilige Portionsgröße ist unwichtig. So kommt es, dass Du mit dem Nutri-Score auch direkte Vergleiche zwischen Produkten machen kannst – wobei wir Dir das im zweiten Teil des Beitrags genauer erklären und wichtige Einschränkungen aufzeigen.

Übrigens: Nicht nur Deutschland, auch andere westeuropäische Länder wie Frankreich, Spanien, Belgien, Schweiz oder Portugal nutzen den Nutri-Score als Kennzeichen für Verbraucher.

Wie kann ich den Nutri-Score für meine Lebensmittelauswahl nutzen?

Zu Beginn möchten wir betonen: Der Nutri-Score sagt nichts darüber aus, ob ein Produkt „gesund“ oder „ungesund“ ist. Außerdem gibt es keine Kennzeichnungen auf unverpackten Lebensmitteln wie Obst, Gemüse oder dem Brot aus der Bäckerei Deines Vertrauens. Deshalb solltest Du davon ausgehen, dass Deine Ernährung noch lange nicht ausgewogen ist, nur weil Du ganz viele Produkte mit einem tollen Nutri-Score isst.

Trotzdem kannst Du das kleine Symbol für deinen nächsten Einkauf nutzen. Zur Erklärung kommen wir auf unser Beispiel mit dem Sushi zurück. Wenn Du ins Kühlregal schaust, findest Du beispielsweise sowohl Sushis mit einem C als auch mit einem D. Die Ursache für diesen Unterschied kann hierbei unter anderem der Salzgehalt der Produkte sein, sodass aus ernährungsphysiologischer Sicht die Wahl des Produkts der Kategorie C empfohlen wird.

Auch bei der Wahl Deines nächsten Müslis kann Dir der Nutri-Score helfen, denn vergleichst Du beispielsweise reine Haferflocken mit fertigen Porridge-Mischungen, Knusper- und Früchtemüslis siehst Du schnell die Unterschiede:

Du erkennst direkt, mehrere Produkte haben ein A bekommen, andere ein C. Grund dafür ist der entsprechend beigefügte Zucker in den Produkten. Schaust Du Dir beispielsweise den Porridge mit Kakao an, so wird dieser mit Datteln gesüßt und die beiden Schoko-Müslis mit Industriezucker. Die jeweiligen Süßungsmittel werden vom Algorithmus unterschiedlich bewertet, sodass die Produkte verschiedenen Kategorien zugeordnet werden.

Wichtig ist, dass Du beim Vergleichen von Produkten mithilfe des Nutri-Scores immer darauf achtest, nur Alternativen der gleichen Produktgruppe zu vergleichen. Denn wie bereits erwähnt, gibt Dir der Nutri-Score keine Hinweise über die Ausgewogenheit Deiner Ernährung oder den jeweiligen Gesundheitswert.

Das wird am Nutri-Score kritisiert

Abgesehen von dem Fakt, dass der Nutri-Score nur auf verpackten Lebensmitteln zu finden ist, kann der Algorithmus Produkte ungünstig bewerten, obwohl sie einer gesunden Ernährung beitragen. Beispielhaft für diese Problematik sind pflanzliche Öle. Sie haben einen schlechten Nutri-Score – meist ein C oder D – und beinhalten dennoch essenzielle Fettsäuren. Unter den essenziellen Fettsäuren sind Fette zu verstehen, die der Körper für Stoffwechselprozesse benötigt, jedoch nicht selbst herstellen kann, weshalb sie über die Ernährung aufgenommen werden müssen. Darunter fallen die Omega-3-Fettsäure Alpha-Linolensäure (ALA) und Linolsäure, eine Omega-6-Fettsäure. Beides kannst Du insbesondere über pflanzliche Öle aufnehmen, sodass Dein Körper ALA zu anderen Fettsäuren umwandeln kann, die sehr wichtig für das Immunsystem sowie das Herz-Kreislaufsystem sind.

Weil der Nutri-Score einen hohen Fettgehalt ungünstig bewertet, sind also insbesondere fetthaltige Produkte fälschlich mit einem schlechteren Nutri-Score bewertet. Deshalb solltest Du den Vergleich entsprechend nur innerhalb einer Produktgruppe durchführen. Möchtest du also einen Aufstrich kaufen, solltest Du nicht Körnigen Frischkäse mit Hummus oder Guacamole vergleichen. Viel besser ist es, wenn Du weißt, dass Du einen proteinreichen oder fettreichen Aufstrich kaufen möchtest und danach diese untereinander vergleichst.


Beispiele für einen günstigen und fälschlich ungünstigen Nutri-Score

Einen günstigen Nutri-Score findest Du beispielsweise an der Snackbar, hier einen Skyr-Joghurt mit Müsli und Beeren. Wenn es mal schnell gehen muss, kannst du den Joghurt als Snack nutzen, der einen hohen Protein- und moderaten Kohlenhydratanteil hat.

Als Negativbeispiel kannst Du Natives Olivenöl zählen, welches natürlich viele Fette enthält, die den Nutri-Score negativ beeinflussen.

Quellen

(1) Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2020). Nutri-Score einfach erklärt: Informationen für den Einkauf. Abgerufen am 29. Dezember 2021 unter https://www.bmel.de/DE/themen/ernaehrung/lebensmittel-kennzeichnung/freiwillige-angaben-und-label/nutri-score/nutri-score-erklaert-verbraucherinfo.hteml;jsessionid=60E7493F33A55D1740DA7C94C02D5457.live832

(2) Elmadfa, I. (2019). Ernährungslehre. Verlag Eugen Ulmer.

(3) Medina-Molina, C. & Pérez-González, B. (2021). Nutritional labeling and purchase intention interaction of interpretative food labels with consumers‘ beliefs and decisions. British Food Journal, Vol. 123 (2), S. 754-770.

(4) Max Rubner-Institut (2020). Beschreibung und Bewertung ausgewählter „Front-of-Pack“-Nährwertkennzeichnuns-Modelle. doi: 10.25826/20200722-124647

(5) Merz, B. (2020). Wissenschaftliche Bewertung des NutriScores. Ernährung aktuell, Vol. 2020 (4), S. 13.

(6) Schlögl, H. (2020). Einführung des Nutri-Score in Deutschland. Diabetologe, Vol. 16 (8), S. 747-748.

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